Die Augsburger Mozarts
Familientradition seit 1331
Der »Mozartwinkel«
Die ersten Träger des heute weltbekannten Namens »Mozart« stammen aus Bayerisch-Schwaben, der Gegend zwischen Lech, Donau und Allgäu. In den zahlreichen Dokumenten aus dieser Region sind für den Namen Mozart sehr unterschiedliche Schreibweisen belegt, wie »Motzhart«, »Mutzhart«, »Mutzert« oder »Motzard«. So schön der Name Mozart heute auch klingen mag, etymologisch betrachtet bedeutetet der Wortstamm »Motz« doch eigentlich das »Moor«, die »schwarze Erde«, den »Morast«, er bezeichnet einen unordentlichen Menschen, einen Dickkopf oder gar einen »schmutzigen Hammel«. Zumindest der Dickkopf lässt sich bei vielen Familienmitgliedern nicht von der Hand weisen.
Der früheste bekannte Namensträger, ein Heinrich Motzhart aus Fischach, wird am 7. Dezember 1331 im Urkundenbuch des Klosters Oberschönenfeld erwähnt. Der älteste nachweisliche Vorfahre von Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart ist Andris Motzhart aus Aretsried. Dieser erhielt am 13. Februar 1486 vom Abt in Kaisheim ein Gut im Fischacher Weiler Heimberg.
Ab dem 15. Jahrhundert finden sich in über 30 Dörfern im waldreichen Gebiet rund um Fischach südwestlich von Augsburg, dem sogenannten »Mozartwinkel«, 600 Namensträger. Diese Mozarts waren Bauern, Uhrmacher, Kunstmaler, Buchdrucker, Buchbinder, Baumeister, Maurer und Lehrer.
Von David bis Johann Georg
Die Familie Mozart besaß seit 1643 das Bürgerrecht der ehemals freien Reichsstadt Augsburg. Die ersten Augsburger Mozarts waren hervorragende (Kunst-) Handwerker: Der 1643 eingewanderte David Moszhar(d)t (1620 – 1685) wurde ein gefragter Maurermeister und Barockarchitekt. Sein ältester Sohn Hans Georg Mozart (1647 – 1719) war ebenfalls Architekt und Werkmeister des Augsburger Domkapitels und auch Hans Georgs jüngerer Bruder Franz Mozart (1649 – 1694) übernahm das Handwerk seines Vaters. Er wohnte vierzehn Jahre lang in der Fuggerei, der von Jakob Fugger dem Reichen gestifteten Wohnsiedlung für bedürftige Augsburger Bürger. Vermutlich war er nicht bedürftig, sondern durfte als Stiftungsbaumeister dort wohnen. Sein älterer Bruder Michael Mozart (1655 – 1728) machte als Bildhauer Karriere in Wien.
Nach dem Tod seines Bruders Franz Mozart übernahm Hans Georg die Vormundschaft für den Halbwaisen Johann Georg Mozart (1679 – 1736). Johann Georg Mozart war Buchbindermeister und betrieb seine Werkstatt im Handwerkerhaus in der heutigen Frauentorstraße 30.
AUF LEOPOLDS SPUREN IN AUGSBURG
Leopold Mozart
Am 14. November erblickte Johann Georgs erstes Kind Leopold Mozart das Licht der Welt. Leopold wurde Vizekapellmeister und Komponist, Musikpädagoge, Autor, Verleger und Notenhändler, Katholik und Humanist, Augsburger und Europäer, Chronist seiner Zeit, liebender Ehemann sowie Vater, Lehrer, Manager und Reiseleiter zweier Wunderkinder.
Obwohl sich ein Großteil von Leopolds Leben in Salzburg abspielte, verlor er nie die Verbindung zu seiner Heimatstadt und in Augsburg wurde der Grundstein für seine unglaubliche Karriere gelegt. Nur durch die schulische und musikalische Ausbildung bei den Jesuiten und in den Kirchen der Stadt und die beeindruckende künstlerische und gesellschaftliche Atmosphäre im Domviertel konnte diese faszinierende Persönlichkeit Leopold Mozart entstehen, ohne die es das Wunder Mozart wohl kaum gegeben hätte. Und das meinen wir nicht nur biologisch. Ohne Leopold kein Wolfgang und ohne Augsburg kein Leopold!
Alles Wissenswerte über Leopold Mozart erfahren Sie im Leopold Mozart Haus.
Nach Leopold
Die Augsburger Mozart-Geschichte endet nicht mit dem Wegzug Leopolds nach Salzburg. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind die Mozarts in der Stadt präsent. Am Oberen Graben stößt man heute noch auf den etwas kuriosen Schriftzug »Zigarrenhaus Mozart«. Das leider nicht mehr existierende Tabakwarengeschäft ist ein kurioses Überbleibsel der 1965 verstorbenen, letzten Augsburger Verwandten, Caroline Jacobine Grau, geborene Mozart.