Auf Leopolds Spuren
Ein Spaziergang durch die Deutsche Mozartstadt
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Wenn man mit offenen Augen durch das Augsburger Stadtzentrum geht, kann man dem Namen Mozart fast überall auf die eine oder andere Weise begegnen. Vieles liegt auf engstem Raum im Viertel rund um den Dom, aber auch in der restlichen Innenstadt finden sich Spuren der Augsburger Mozarts. Von der Fuggerei bis zum Zigarrenhaus.
Auf unserer Karte haben wir viele Stationen abgebildet, die mit Leopold und seiner Familie in Verbindung stehen: Wo hat Leopold gewohnt? Wo ist er zur Schule gegangen? In welchen Kirchen hat er gesungen? Wo hat seine Verwandtschaft gewohnt? Wo waren die Werkstätten seiner Geschäftspartner? Und noch vieles mehr.
Begeben Sie sich auf einen Streifzug durch das Augsburg Leopold Mozarts und klicken Sie dazu einfach auf die einzelnen lachsfarbenen Kreise auf der Karte.
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Leopold Mozart Haus
Im dreigeschossigen, ochsenblutroten Bürgerhaus wird am 14. November 1719 Leopold Mozart als Sohn des Buchbindermeisters Johann Georg Mozart geboren. Das Gebäude stammt ursprünglich schon aus dem 16. Jahrhundert und Johann Georg Mozart wohnt hier mit seiner Frau Anna Maria zur Miete. Neben den Wohnräumen befindet sich, wie damals üblich, auch die Werkstatt von Leopolds Vater gleich mit im Haus. Johann Georg ist ein wahrer Meister seiner Zunft und in seinem Haus gehen die Künstler und Intellektuellen des Domviertels ein und aus. Im Jahr 1722 zieht Leopolds Vater mit seiner Familie in die ums Eck gelegene heutigen Jesuitengasse in das dortige Jesuitenkloster St. Salvator. Leopold verbringt also nur seine ersten beiden Lebensjahre im heutigen Leopold-Mozart-Haus.
Wohnhaus von Hans Georg Mozart
Leopolds berühmter Großonkel Hans Georg Mozart (1647 – 1719), ein äußerst erfolgreicher Barockbaumeister, wohnt nicht weit weg von der Frauentorstraße und lebt nach der Geburt des Großneffen noch genau fünf Tage. Aber zumindest für Leopolds Vater hat Hans Georg zuvor eine entscheidende Rolle gespielt: Nach dem Tod von Johann Georg Mozarts Vater Franz Mozart hat dessen Bruder Hans Georg die Vormundschaft für den-Halbwaisen übernommen und ist auch für dessen Ausbildung zum Buchbindermeister verantwortlich gewesen.
Während dieser Zeit entstehen unter Mitwirkung des Domkapitelbaumeisters Hans Georg viele Bauwerke, die auch heute noch zu besichtigen sind: In Augsburg sind zählen dazu das Stiftsgebäude neben dem Augustiner Chorherrenstift St. Georg und der Turm der Pferseer Pfarrkirche St. Michael. Außerhalb der Freien Reichsstadt ist Hans Georgs Handschrift zum Beispiel am Bräuhaus Stadtbergen, an der Pfarrkirche St. Adelgundis in Anhausen und der Pfarrkirche St. Blasius in Hirblingen zu erkennen. Kurz vor seinem Tod wirkt er noch bei umfangreichen Umbauarbeiten am Schloss Wellenburg mit, das am Rande von Augsburg liegt.
Stiftskirche St. Georg
Die Beziehungen der Familie Mozart zum Chorherrenstift von St. Georg reichen weit zurück: Schon im 15. Jahrhundert leistet die Familie Mozart Abgaben an die Augustiner. 1686 wird der Minoritenpater David Mozart Prediger im Stift St. Georg. Er ist Leopolds Großonkel und Sohn des Maurermeisters und Barockarchitekten David Mozart (1620 – 1685), der als erster Mozart-Vorfahre 1643 das Augsburger Bürgerrecht erworben hat.
David juniors Bruder, der erfolgreiche Barockbaumeister Hans Georg Mozart errichtet in den Jahren 1702-1705 das neue Stiftsgebäude. An ihn erinnert heute eine Gedenktafel an der Fassade der Kirche. Vermutlich war Hans Georg Mozart auch für die Barockisierung der Kirche verantwortlich.
Für die Bewohner der Frauentorstraße ist St. Georg die Pfarrkirche. Johann Georg Mozart feiert seine Hochzeit mit Anna Maria Sulzer im Jahr 1718 in der Kirche und nur ein Jahr später wird das erste Kind, Leopold Mozart, an Ort und Stelle getauft.
St. Georg ist heute noch stolz auf seine eigene »Mozart-Geschichte«, im Eingangsbereich erinnern liebevoll gestaltete Wandtafeln an die Ereignisse.
Jesuitenkloster St. Salvator / Kleiner Goldener Saal
Jesuitenkloster St. Salvator
Ab 1722 wohnt Leopolds Familie im Seminarhaus des Jesuitenkloster St. Salvator. Schon als noch nicht ganz Fünfjähriger steht das hochbegabte Kind in einer kleinen Rolle erstmals auf der Bühne des jesuitischen Schultheaters, da ist er natürlich noch gar kein Schüler. Vater Johann Georg ermöglicht seinem Sohn Leopold dann aber tatsächlich eine Schullaufbahn am Jesuitenkolleg, was automatisch bedeutet, dass Leopold nicht die väterliche Werkstatt übernehmen, sondern auf ein Studium vorbereitet wird – das ist ein gewaltiger sozialer Aufstieg. Die Bildung der Jesuiten ist erstklassig und umfassend, neben Theologie zählen u.a. Naturwissenschaften, Sprachen (vor allem Latein) und – ganz wichtig – Theater spielen zum Lehrplan. Leopold wirkt fast jedes Jahr entweder als Schauspieler oder Musiker bei den Aufführungen mit. Insbesondere der Musikunterricht am Seminar der Jesuiten und die häufige Musikpraxis in Gottesdiensten, Schule und Stadt legen die Grundlagen für seine Fähigkeiten als Musiker, Musikpädagoge und Komponist, die sein gesamtes Leben prägen.
Nach dem Abbruch der Schulausbildung im Sommer 1736 – sein Vater war wenige Monate zuvor gestorben – geht Leopold Mozart ein Jahr später nicht, wie bei einer möglichen geistlichen Laufbahn üblich, zum Theologiestudium nach Dillingen, sondern studiert Philosophie und Jura an der Benediktineruniversität in Salzburg. Dort wird er aber wenig später wegen Faulheit exmatrikuliert und wird als Musiker an den Salzburger fürstbischöflichen Hof sesshaft – nach Augsburg kommt er nur noch wenige Male zurück.
Nach Leopolds Schulzeit erlebt das Jesuitenkloster einen schnellen Niedergang: Bereits 1773 wird der Jesuitenorden verboten, das Kolleg besteht noch bis 1807 weiter und das Vermögen geht schließlich in einen Katholischen Studienfonds über, der bis heute existiert. Die Gebäude in der Jesuitengasse werden zunächst für militärische Zwecke als Kaserne und Reitschule genutzt und im 19. Jahrhundert größtenteils abgerissen. Erhalten geblieben ist nur der Kleine Goldene Saal – und ein paar Grundmauern.
Kleiner Goldener Saal
Nach seinem Gymnasialabschluss besucht Leopold das ebenfalls von den Jesuiten an St. Salvator betriebene Lyceum, eine weiterführende Schule, die ihn auf das Studium vorbereiten soll. Das Lyceum verfügt damals einen kleinen Veranstaltungssaal, der von den Jesuiten sowohl als Ausweichquartier für eigene Theateraufführungen während der Bauzeit des neuen Theatergebäudes, als auch als Versammlungsort der Marianischen Kongregation dient. Da sich diese einflussreiche und finanzkräftige Gemeinschaft aber durch den Theaterneubau zunehmend im Hintertreffen sieht, wird kurzerhand das Nachbargebäude gekauft und im obersten Stockwerk im Jahr 1765 ein prunkvoller Saal, der heutige Kleine Goldene Saal eröffnet. Bis zur Auflösung der Marianischen Kongregation 1776 nutzt die Gemeinschaft den Saal für festliche Zeremonien, bei denen auch Theaterstücke zur Aufführung kommen.
Heute ist der prachtvolle Rokoko-Saal der einzige erhaltene Raum, der noch an den von den Fuggern 1580 gestifteten Gebäudekomplex erinnert. Auf den großartigen Deckenfresken des berühmten süddeutschen Malers Matthäus Günther (1705 – 1788) ist unter anderem das Originalgebäude zu erkennen.
Der Kleine Goldene Saal ist heute nicht zuletzt aufgrund seiner besonderen Atmosphäre und herausragenden Akustik der angestammte Konzertsaal des Mozartfests Augsburg sowie vieler anderer Konzerte.
Wohnhaus von Franz Aloys Mozart
Höchstwahrscheinlich im Jahr 1753 zieht Leopold Mozarts Bruder, der Buchbinder Franz Aloys Mozart (1727-1781), mit seiner Familie in das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Jesuitenkolleg zur Miete ein. Hier wächst u.a. auch seine Tochter Maria Anna Thekla, das »Bäsle«, auf. Franz Aloys Mozart ist der einzige Verwandte in Augsburg, zu dem Leopold seit seinem Wegzug aus Augsburg noch regelmäßigen Kontakt hält, mit dem Rest seiner Familie hat er sich regelrecht verkracht. Der Bruder bewahrt ab 1756 einen großen Teil der – wie damals üblich – ungebundenen Druckbögen von Leopold Mozarts »Gründlicher Violinschule« auf, höchstwahrscheinlich schon die Bögen der ersten, sicher aber die der zweiten Auflage (1770). Bei Bedarf lässt Franz Aloys die Blätter seinem Bruder Leopold zukommen oder gibt sie an den Drucker Johann Jakob Lotter weiter.
Fun fact: Eine weit verbreitete Vermutung besagt, das Augsburger »Bäsle« wäre Wolfgang Amadeus Mozarts erste, wenn auch nur kurzzeitige Liebe gewesen. Wie es wirklich war, wissen wir nicht. Aber immerhin existieren neun erhaltene, an das »Bäsle« geschriebe Briefe Wolfgangs, voll derber Anspielungen, Humor und Spielerei – und auch Musikalität.
Eine Gedenktafel an der Fassade des Hauses erinnert an »ma très chère cousine« Maria Anna Thekla Mozart.
Augustiner Chorherrenstift Heilig Kreuz
Die Augsburger Familie Mozart ist eng mit den Augustinerchorherren von Heilig Kreuz verbunden. Leopold Mozart tritt während seiner Schulzeit am Jesuitengymnasium St. Salvator regelmäßig als Sängerknabe in der Stiftskirche auf. Später besuchen sowohl Leopold als auch sein Sohn Wolfgang Amadeus Mozart das Kloster mehrmals. Leopold leiht dem Kloster einige seiner Kompositionen zur Abschrift. 1777 macht Wolfgang mit seiner Mutter auf der Reise nach Paris Station in Augsburg. Dem Kloster hinterlässt er dabei Abschriften mehrerer Messen und Motetten. Nach dem Tod Leopold Mozarts schickt dessen Tochter Nannerl 1787 Musikalien ihres Vaters in das Augsburger Kloster und auch Wolfgang Amadeus Mozart vererbt dem Kloster einige Notenabschriften.
Der heutige Dominikanerkonvent Heilig Kreuz besitzt daher ein einzigartiges Mozartarchiv: Verschiedene Stimmen mit eigenhändigen Korrekturen von Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart sind dort heute noch im Original vorhanden.
Die Gleichberechtigung der Konfessionen in Augsburg hat dafür gesorgt, dass es gleich mehrere »Doppelkirchen« gibt. So steht direkt neben der Dominikanerkirche Heilig Kreuz das evangelische Pendant. Die Kirche fällt insbesondere durch den sehr ungewöhnlichen, an der Portalseite abgeschrägten Grundriss ins Auge. Der vorhandene Platz musste optimal genutzt werden. Evangelisch Heilig Kreuz hat eine herausragende Akustik für Konzerte.
Hoher Dom
Nach dem Umzug von der Frauentorstraße in die Jesuitengasse wird die Bischofskirche der Stadt, der Hohe Dom, zur Pfarrkirche der Mozarts und damit einer der Dreh- und Angelpunkte von Leopolds Kindheit und Jugend. Zahlreiche Mitglieder der Familie Mozart – unter ihnen die Kinder von Leopolds Großonkel Hans Georg Mozart und später Leopolds Geschwister – werden im Augsburger Dom getauft. Neben seiner Tätigkeit als Sängerknabe in der Basilika St. Ulrich und Afra sowie in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche hilft Leopold zeitweise als „Discantist“ im Dom aus – ein weiteres Beispiel für seine frühe kirchenmusikalische Prägung. Durch die Anstellung von Hans Georg Mozart als Werkmeister des Domkapitels 1687, durch die Buchbinderei von Johann Georg Mozart und nicht zuletzt durch das eng vernetzte Milieu des Domviertels unterhalten die Mozarts über lange Zeit nahe Beziehungen zu den bedeutenden geistlichen, künstlerischen und intellektuellen Persönlichkeiten in Augsburg.
Einige von diesen spielen eine nicht ganz unwichtige Rolle im beruflichen und künstlerischen Werdegang von Vater Leopold und Sohn Wolfgang Amadeus Mozart. Darunter zwei Mitglieder des Augsburger Domkapitels, die temporär zeitgleich als Mitglieder des Salzburger Domkapitels dienen: Der spätere Dienstherr Leopold Mozarts, der Salzburger Fürsterzbischof Siegmund Christoph Graf Schrattenbach (1698 – 1771) und der hochgebildete Mäzen und Vorreiter der Salzburger Aufklärungsbewegung, Ferdinand Christoph Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach (1719 – 1786).
»Beckenhaus«
Im Jahr 1713 gründet Philipp David Kräuter (1690-1741), ein Schüler Johann Sebastian Bachs, Kantor an St. Anna und späterer Musikdirektor der Stadt, in Augsburg das erste Collegium musicum.
Es ist eine bürgerliche, freie Vereinigung von Amateur- und Berufsmusikern (z.B. Stadtpfeifer, Mitglieder der fürstbischöflichen augsburgischen Hofkapelle). Anfänglich finden die Konzerte im Gasthaus »Zum Eisenhut« (am Obstmarkt gelegen) statt. Nach dem Anwachsen der Mitgliederzahl auf über 40 Musiker zieht das Collegium musicum 1755 in das »Beckenhaus« um. Die Leitung hat 1752 der Textilfabrikant Anton Christoph Gignoux übernommen.
Auf dem Programm des Collegium musicum stehen unter anderem viele Werke von Leopold Mozart, die dieser eigens für das Ensemble schreibt. Neben den üblichen Kompositionsgattungen (Sinfonien, Konzerte, Serenaden) wird vom Collegium musicum auch »Programmmusik« aufgeführt, wie einem Beschwerdeschreiben an Leopold Mozart von Anfang 1756 entnehmen ist. Ein anonymer Augsburger erwähnt hier neben der »Musikalischen Schlittenfahrt« und der »Baurenhochzeit« auch eine »Chinesische« und eine »Türkische« Musik.
Das von Augsburgs berühmtestem Architekten Elias Holl 1602 im Auftrag des Rates erbaute und 1944 zerstörte »Beckenhaus« ist, wie sein um 1398 errichteter Vorläufer, das an repräsentativer Stelle platzierte Zunfthaus der Bäcker.
Rathaus mit Goldenem Saal und Perlachturm
Obwohl Leopold schon zehn Jahre in Salzburg lebt, will er das ererbte Augsburger Bürgerrecht behalten und weiterhin Bürger einer Freien Reichsstadt sein. Eigentlich hätte er vor seiner Hochzeit mit Anna Maria Pertl eine Ehegenehmigung beim Rat der Stadt seiner Heimatstadt beantragen müssen, um das Bürgerrecht nicht zu verlieren.
So reicht Leopold am 12. Dezember 1747 noch schnell eine Bittschrift beim Augsburger Stadtrat ein, die zwar die erfüllenden Voraussetzungen beinhaltet, in allen wichtigen Punkten aber falsche Angaben macht: Er bezeichnet sich als Sohn eines noch lebenden Vaters, obwohl dieser vor fast 11 Jahren verstorben war. Er behauptet, erst »vor weniger Zeit« zum Studium nach Salzburg gegangen zu sein und sein Studium »mit fleiß obgelegen.« In Wahrheit ist er schon seit zehn Jahren in Salzburg und aufgrund gerade mangelnden Fleißes der Universität verwiesen worden. Er gibt sich als Kammerdiener aus, obwohl er bereits seit vier Jahren Violinist der Hofkapelle ist. Er erweckt den Anschein, als sei seine zukünftige Braut – die Tochter einer verarmten Witwe – eine »Vermögende Burgerstochter«.
Zumindest einer, der dieses Gesuch zur Genehmigung vorgelegt bekommt, muss eigentlich wissen, dass Leopold Mozarts Angaben nicht stimmen können: Es ist sein ehemaliger Schulkamerad, Reisegefährte nach Salzburg und Studienkollege Jakob Wilhelm Benedikt Langenmantel, der inzwischen Mitglied der Augsburger Stadtregierung ist. Leopolds Gesuch wird nichtsdestotrotz bewilligt, die Ehe legitimiert und das Bürgerrecht weiter gewährt.
Zu Beginn der großen Westeuropareise 1763 zeigt Leopold Mozart bei einem Besuch seiner Heimatstadt seinen Kindern den beeindruckenden Goldenen Saal im Augsburger Rathaus.
Das Bauwerk der Spätrenaissance, das zusammen mit dem benachbarten Perlachturm das Wahrzeichen Augsburgs darstellt, wird zwischen 1615 und 1620 unter der Leitung des damaligen Stadtbaumeisters Elias Holl (1573 – 1646) erbaut. 1944 zerstören Bombenangriffe der Alliierten den Saal fast gänzlich zerstört. Nach knapp 20 Jahren Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten wird er bis 1996 vollständig wiederhergestellt.
St. Anna
In der konfessionell paritätischen, d.h. gleichberechtigten Stadt Augsburg ist St. Anna das Zentrum protestantischer Kirchenmusik. Ab 1713 wirkt hier der Bach-Schüler Philipp David Kräuter als Kantor. Er führt die Kirchenkantate als Bestandteil der Gottesdienste ein und modernisierte den Gemeindegesang. Leopold Mozart ist während seiner Schulzeit als Singknabe in St. Anna tätig und lernt hier die protestantische Kirchenmusik kennen.
St. Anna wird 1321 als Klosterkirche des Karmeliterordens erbaut. In den 1460er Jahren zerstört ein Brand die Kirche völlig und sie muss neu errichtet werden. Hinzu kommen nach und nach die beeindruckende Goldschmiedekapelle sowie die Heilig-Grab-Kapelle und schließlich die sogenannte Fuggerkapelle, die Jakob Fugger ab 1509 gemeinsam mit seinen Brüdern stiftet. Jakob stirbt 1525 und wird in seiner Kapelle beigesetzt. Die wohl u.a. von Albrecht Dürer geplante, sehr prächtige Kapelle gilt als der erste Renaissancebau auf deutschem Boden.
In den Anfängen der Reformationszeit spielt St. Anna eine wichtige Rolle: Martin Luther wohnt 1518 im angeschlossenen Kloster, als er auf dem Augsburger Reichstag von Kardinal Cajetan, verhört wird und seine 95 Thesen widerrufen soll. Die Verhandlungen, die im Fugger-Haus in der Maximilianstraße stattfinden, führen jedoch zu keinem Ergebnis. Daraufhin kommt es zu einem regelrechten Krimi: Als Luther die Verhaftung droht, flieht er in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober Hals über Kopf aus Augsburg.
1725 wird in St. Anna schließlich der erste evangelische Gottesdienst gefeiert. Die »Lutherstiege« im wunderschönen Kreuzgang des Klosters erinnert heute noch an den Aufenthalt des Kirchenreformators.
St. Moritz
Die ehemalige Stifts- und heutige Pfarrkirche St. Moritz gehört zu den ältesten Kirchen in Augsburg. Trotz mehrerer Neu- und Umbauten ist die Bausubstanz der dreischiffigen romanischen Basilika von 1084 jedoch bis heute erhalten. Nachdem die Kirche 1944 bis auf die Außenmauern und den Turm schwer beschädigt wird, erfolgt bis 1950 der Wiederaufbau nach Plänen von Dominikus Böhm. Nach einer längeren Umbauphase durch den britischen Designer und Architekten John Pawson wird die Kirche im April 2013 wiedereröffnet und erstrahlt seither als „Oase des Licht“ in der Innenstadt.
Leopold Mozarts späterer Dienstherr, der 1746 vom Papst eingesetzte Sazburger Domherr und von 1772 bis 1803 regierende Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo, bewirbt sich 1758 nach dem Tod der Pröpste der Augsburger Stifte St. Peter und St. Moritz um eine dieser Stellen. Mit der Bulle vom 4. Mai 1759 ernennt ihn Papst Clemens XIII. zum Probst von St. Moritz (er hielt dieses Amt bis 1775 inne). 1772 wurde Colloredo Fürsterzbischof von Salzburg.
Leopold Mozart pflegt in seiner Salzburger Zeit Kontakt zu dem Organisten und ab 1755 tätigen, letzten Chorregenten von St. Moritz, Johann Georg Schue. Kennengelernt haben die beiden sich durch Schues Studium an der Salzburger Universität.
St. Moritz ist Taufkirche mehrerer Kinder von Leopold Mozarts Bruder Joseph Ignaz Mozart.
Gasthof »Zu den Drei Mohren«
Zu den vielen berühmten Gästen des heutigen Steigenberger Hotel »Maximilian’s«, gehören auch die Mozarts. 1763, zu Beginn der dreieinhalb Jahre dauernden Westeuropareise, steigen die Eltern mit den beiden »Wunderkindern« Nannerl und Wolfgang dort ab und Leopold bezeichnet Hoteldirektor Linay als den »artigsten Mann der Welt«. Die Kosten für den zweiwöchigen Aufenthalt sind hoch – Leopold beklagt sich, dass in Augsburg »alles ungemein Theuer« ist. Dennoch übernachtet die Familie Mozart auch auf der Rückreise 1766 wieder im Gasthof »Zu den Drei Mohren« – diesmal allerdings nur für eine Nacht.
Seit seiner Gründung um 1495 gilt das Hotel ohne Unterbrechung das »Erste Haus am Platze«. Bei ihren Augsburg-Besuchen beziehen berühmte Persönlichkeiten aus ganz Europa dort Quartier. Zu den Gästen zählen darüber hinaus Antonio Salieri, Johann Wolfgang von Goethe und Casanova (über etwaige Abenteuer im Hotel ist nichts bekannt). Im 19. Jahrhundert logieren besonders viele königliche und kaiserliche Gäste im »Drei Mohren«, darunter Napoleon I. und seine Frau Josephine, Max I. von Bayern, Erzherzog Ferdinand von Habsburg, Otto von Griechenland und Zar Nikolaus I.
Das heutige Gebäude ist der Nachfolgebau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gasthofs »Zu den Drei Mohren«. Die ursprüngliche Barockfassade wird nach dem Krieg abgerissen, die Skulpturen der drei abessinischen Mönche, nach denen das Hotel benannt wurde, zieren aber noch immer die Fassade – die Originalskulpturen sind im Foyer ausgestellt.
Wohnhaus und Werkstatt von Johann Andreas Stein
Der begnadete Orgel- und Klavierbauer Johann Andreas Stein gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Tasten-Instrumentenbaus. Seine bahnbrechendste Erfindung ist die Entwicklung einer neuen Hammerflügelmechanik (»Deutsche Pianofortemechanik«), bei der die Saiten durch fest auf die Hebel montierte Hämmerchen angeschlagen wurden. Steins Tochter Nanette Streicher entwickelt die Technik zur sogenannten »Wiener Mechanik« weiter. Dieses Prinzip wird im Wesentlichen auch noch bei den modernen Klavieren und Konzertflügeln angewandt. Viele herausragende Hammerflügel und Orgeln stammten aus der Werkstatt Johann Andreas Steins, ein Flügel befindet sich heute im Leopold-Mozart-Haus.
Mit Leopold und seiner Familie ist Stein gut befreundet und Leopold schätzt Stein als Koryphäe des Klavierbaus. Während des vierzehntägigen Aufenthalts 1763 mit seiner Familie in Augsburg erwirbt Leopold Mozart bei seinem Freund ein leicht transportierbares Reise-Clavichord, das Wolfgang Amadeus als mobiles Übungs- und Kompositionsinstrument dienen soll. 1777 gibt Wolfgang schließlich ein Konzert zusammen mit J.A. Stein und dem Domorganisten J.M. Demmeler auf drei Stein-Flügeln im Fuggerhaus.
Mitte Mai 1774 erwirbt Johann Andreas Stein ein viergeschossiges, im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammendes Bürgerhaus am Ulrichsplatz und verlegt seine Wohnung und Werkstatt hierher. Nach Steins Tod verkaufen seine Kinder das Haus.
Basilika St. Ulrich und Afra und Evangelisch St. Ulrich
Nach dem Hohen Dom ist die Basilika St. Ulrich und Afra Augsburgs zweitgrößte Kirche und Leopold Mozart wirkt hier während seiner Schulzeit als Sängerknabe. Abt Coelestin Mayr (Rektor der Universität Salzburg und später Abt des Augsburger Klosters St. Ulrich und Afra) entwickelt sich dabei zu einem seiner wichtigen Förderer. Diese guten Beziehungen zur Augsburger Geistlichkeit sind vermutlich ein Grund dafür, dass Leopold für sein Studium nach Salzburg, anstatt in das eigentlich vorgesehene Dillingen zieht.
Während ihres ersten Aufenthalts in Augsburg 1763 besucht die Familie Mozart die Basilika und das heute nicht mehr existierende Kloster. Auf der Hinreise nach Paris im Herbst 1777 macht Wolfgang Amadeus Mozart erneut Station in Augsburg und spielt auf der 1580 von Jakob Fugger dem Jüngeren gestifteten Orgel (Das Originalinstrument ist nicht mehr erhalten, jedoch wurden in die neu eingerichtete Sandtner Orgel neunhundert Pfeifen der alten Fugger Orgel mit übernommen). Die heute noch vorhandene, aber wegen ihrer Enge nicht mehr benutzte Treppe hinauf zur Orgelempore erhielt in Erinnerung an den berühmten Gast den Namen »Mozartstiege«.
Der auffällige, in den Ulrichsplatz hineinragende Vorbau an der Längsseite der Basilika ist keine Nebenkapelle oder ähnliches, sondern die evangelische Ulrichskirche. Dieses Gebäude diente ursprünglich als vorgelagerte Kaufhalle für Wallfahrer und Grabstätte für wohlhabende Bürger. 1526 wurde daraus im Zuge der Reformation ein evangelisches Gotteshaus. Nach einer etwas wechselhaften Geschichte wurde die Kirche zuletzt 2007 komplett renoviert wiedereröffnet und ist heute im Ensemble mit der katholischen Basilika ein beeindruckendes Beispiel für die Ökumene in Augsburg.
Wohnhaus von Johann Jakob Lotter
Mit dem Augsburger Musikdrucker und -verleger Johann Jakob Lotter d.J., einem der wichtigsten Musikverleger, -händler und -drucker des 18. Jahrhunderts im süddeutschen Raum, unterhält der Komponist und Geschäftsmann Leopold Mozart eine lange geschäftliche Verbindung: Bereits 1748 vertreibt Lotter Leopolds 1740 selbstgestochenes Erstlingswerk, die »Sonate sei«. Eine entscheidende Rolle spielt Lotter dann aber vor allem bei der Veröffentlichung von Leopolds »Versuch einer gründlichen Violinschule«:
1754 fordert Friedrich Wilhelm Marpurg nach den Lehrbüchern für Flöte und Klavier von Quantz und Carl Philipp Emanuel Bach auch ein Werk für die Violine. Leopold fühlt sich dadurch ermutigt, ein druckfertiges Manuskript seiner eigenen Violinschule herzustellen und zu veröffentlichen. In nur drei Monaten stellt er das insgesamt 226 Seiten umfassende Manuskript fertig. Zwischen Lotter und Leopold entwickelt sich eine intensive Korrespondenz, von der leider nur noch die Briefe Leopolds erhalten sind. In diesen lässt sich der Entstehungsprozess bis zur Veröffentlichung nachverfolgen.
Im Juli 1756 erscheint schließlich Leopold Mozarts »Versuch einer gründlichen Violinschule« bei Lotter. Das Werk widmet er seinem Dienstherrn Siegmund Christoph Graf von Schrattenbach, dem Augsburger Domherrn und Salzburger Fürsterzbischof. Die ersten beiden Auflagen lässt Leopold im Selbstverlag auf eigene Kosten bei Lotter drucken.
Die Geschäftsbeziehung Leopolds mit Lotter beschränkt sich aber nicht nur auf die Violinschule. Anfang Oktober 1755 schickt Leopold Mozart seine »Musikalische Schlittenfahrt« an Lotter und Ende Oktober bietet er ihm seine gerade fertiggestellte Komposition »Die Bauren-Hochzeit« an. Auch Flötenkonzerte für den Kantor von Ev. St. Ulrich, Gottfried Zinner, lässt er Lotter zukommen.
Bei der Verbreitung von Leopolds Musik in Süddeutschland spielt Lotter mit seinem Netzwerk eine wichtige Rolle. Die beiden Männer verbindet aber auch ein privates Vertrauensverhältnis: Bei einem Besuch 1755 in Augsburg übernachtet Leopold in Lotters Wohnung und am 9. Februar 1756 teilt Leopold Mozart seinem Augsburger Freund brieflich die Geburt seines siebten Kindes mit: Wolfgang Amadeus Mozart.
Gasthaus »Zu den drei Königen«
Gasthäuser sind Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend ein beliebter Aufführungsort für bürgerliche Konzerte. So gehört auch der bei der Fuggerei gelegene, 1944 zerstörte Gasthof »Zu den drei Königen« für einige Jahre zu den Aufführungslokalitäten des Augsburger Collegium musicum.
Am 14. und 16. Januar 1756 werden hier Leopold Mozarts Kompositionen »Die musikalische Schlittenfahrt« und »Die Bauren-Hochzeit« durch das Collegium musicum aufgeführt. Beides sind musikalische Gelegenheitswerke, die Augsburgerinnen und Augsburger der Zeit aus ihrem Alltag bekannt sind. Leopold Mozart hat zuvor schon »ein Blätchen Papier« von dem er sich »vieles Aufsehen« versprach, nach Augsburg geschickt: Es ist der später von Lotter gedruckte und an das Publikum verteilte Programmzettel für Schlittenfahrt und »Bauren-Hochzeit«.
Altstadtgasthaus »Zum Bauerntanz«
Dass Leopold mit der Lebenswirklichkeit der Menschen vertraut ist, zeigt die Vorlage für seine Komposition »Die Bauren-Hochzeit«:
Leopold empfindet vermutlich die Musik einer Szene nach, die auf dem Wandfresko an einem Augsburger Wirtshaus dargestellt ist, das passenderweise »Zum Bauerntanz« heißt und damals ein touristischer Magnet ist.
Obwohl das Original heute nicht mehr existiert, ist eine Kopie des Freskos in der Ausstellung im Leopold Mozart Haus zu sehen.
Wohnhaus von Franz Mozart in der Fuggerei
Die Fuggerei ist die älteste Sozialsiedlung der Welt und geht auf eine Stiftung Jakob Fugger des Reichen (1459-1525) zurück. Inmitten der Jakobervorstadt entsteht Anfang des 16. Jahrhunderts durch Baumeister Thomas Krebs preisgünstiger Wohnraum für verarmte Handwerker. Bis heute ist die Fuggerei bewohnt, die Regeln haben sich nicht geändert: Um eine der 142 Wohnungen zu bekommen, muss man katholisch und bedürftig sein, die jährliche Miete von einem Gulden (entspricht 88 Cent) bezahlen und drei Gebete täglich sprechen.
1681, im Jahr seiner Meisterprüfung, zieht Franz Mozart mit seiner Familie in das Haus in die Fuggerei, höchstwahrscheinlich als der für die Siedlung zuständige Stiftungsbaumeister. Drei Jahre zuvor hat er geheiratet, das erste von drei Kindern ist der noch in der früheren Wohnung geborene Johann Georg Mozart. Nach Franz Mozarts Tod 1694 zieht seine Witwe ein paar Hausnummern weiter.
An Franz Mozarts ehemaligem Wohnhaus in der Mittleren Gasse 14 ist eine Gedenktafel angebracht, die – etwas schwülstig – an den Baumeister erinnert, allerdings mit falschem Todesdatum.
Barfüsserkirche
Dem Rat seines Vaters folgend besucht Wolfgang Amadeus Mozart am 13. Oktober 1777 zusammen mit dem langjährigen Familienfreund Stein und dem »Bäsle« die Kirche, um auf der prunkvollen, von Johann Andreas Stein gebauten Orgel zu spielen. Johann Andreas Stein ist vom Orgelspiel Wolfgangs äußerst positiv überrascht, kannte er ihn bislang doch nur als Pianisten.
Die Ursprünge der nach dem benachbarten Barfüßertor benannten Kirche liegen im 13. Jahrhundert. Zunächst als Franziskanerkirche geweiht ist das Gotteshaus seit 1524 evangelisch, 1898 wird hier der Dichter Bertolt Brecht getauft. Sein Geburtshaus, das heutige Brechthaus, ist nur wenige Schritte entfernt. Die Kirche wird im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und danach nur teilweise und sehr vereinfach wiederaufgebaut. Steins beeindruckendes Instrument existiert dadurch heute leider nicht mehr. 1958 wurde eine dreimanualige Orgel der Firma Rieger eingebaut.
Zigarrenhaus Mozart
Die Augsburger Mozart-Geschichte endet nicht mit dem Wegzug Leopolds nach Salzburg. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind die Mozarts in der Stadt präsent. Am Oberen Graben stößt man heute noch auf den etwas kuriosen Schriftzug »Zigarrenhaus Mozart«. Das leider nicht mehr existierende Tabakwarengeschäft ist ein kurioses Überbleibsel der 1965 verstorbenen, letzten Augsburger Verwandten, Caroline Jacobine Grau, geborene Mozart.
Wohnhaus der Familie Walcher
Im wunderschönen Reiheneckhaus gibt es einen tollen Tisch von Bolia mit farblich abgestimmten Stühlen. Für Speis‘, Trank und Wi(i)tz ist immer gesorgt.
Leopold war nie hier.
Auf Leopolds Spuren
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